Matatu fahren in Kenia
Ein Bericht unserer Patin Katja
Wenn man sich in Kenia nicht auf teure Privattaxis verlassen will, muss man, um von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, ein Matatu besteigen.
Doch was ist ein Matatu? Hier in Deutschland wird es oft als Großraumtaxi beschrieben. Zwar ist das schrillbunte Matatu ein Minibus (meist japanischen Fabrikats), doch trotzdem ist das in zweierlei Hinsicht eine missverständliche Umschreibung.
Zum einen haben wir hier das Wort Großraum. In einem Matatu gibt es aber so gut wie nie Raum, denn das Matatu fährt nur dann los, wenn es voll ist. Und voll heißt: 5 Sitzbänke à 3 Plätze. Und wenn es sein muss, geht immer noch ein bisschen mehr – von Gepäck angefangen bei Taschen bis hin zu Kanistern, Säcken, Käfigen.
Außerdem suggeriert der Begriff Taxi einen gewissen Komfort. Auch auf den muss man jedoch verzichten. Meine erste Matatufahrt habe ich damit verbracht, durch das Bodenblech die unter mir hindurchsausende Straße zu betrachten ...
In einem Matatu gibt es neben dem driver auch einen conductor (Schaffner). Der ist immer klein und sehr schmächtig, damit sein Hinterteil zur Not auch mit einem halben Sitzplatz auskommt. Er ist dafür zuständig, ständig allen sich zufällig am Straßenrand aufhaltenden Personen das Fahrtziel entgegenzubrüllen. Außerdem sammelt er natürlich das Fahrgeld ein. Das kann je nach Fahrtstrecke zwischen 10 und 80 Cent sein (bei Überlandfahrten deutlich mehr). Das eingesammelte Geld wird – längs gefaltet – zwischen die Finger gesteckt und beim Fahrtzielschreien mit aus dem Fenster gehalten.
Das Fahren an sich ist nichts für schwache Nerven. Nicht nur, dass es – wie oben beschrieben – sehr eng und aufgrund des Klimas schwitzig ist. Normalerweise brüllt auch die Stereoanlage und der Fahrer gibt alles, was er kann. Schließlich gibt es auf Kenias Straßen nicht nur Autos, sondern ohne Ende Tuctucs, Handwagen und vor allem andere Matatus!
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Tuctuc |
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Verkehr |
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Handwagen |
Das bedeutet:
- Immer Vollgas – bremsen kann
man schließlich im Notfall immer noch, aber meist bremsen die anderen.
- Immer Überholen – auch wenn
wir nur 10 m weiter sowieso links ran fahren müssen, um einen Fahrgast auszuladen.
- Jede Lücke zufahren – nein, auch
wenn ein Auto nur die Fahrbahn kreuzen will, darf man es auf keinen Fall durchlassen.
- Immer hupen – schließlich könnte
uns ja jemand unsere Vormachtstellung streitig machen.
- Ein abgefahrener Spiegel?
Einfach weiterfahren. Das Land hat andere Probleme..
Doch auch die Passagiere sind nicht ganz unkompliziert. Wenn man es gerade irgendwie geschafft hat, in ein völlig überfülltes Matatu einzusteigen, alle Füße drin hat und - wenn man Glück hat - auch sitzt, will garantiert nur 10m weiter der aussteigen, der ganz hinten rechts sitzt!
Um anzuhalten, klopft man laut an das Blech. Wirkt das nicht, haut man den conductor an, der das dann übernimmt.
Auch wenn man es nicht glauben mag: Es macht trotzdem Spaß. Nach einiger Zeit vergisst man, dass man in Deutschland so ein Fahrzeug nicht einmal anfassen, geschweige denn besteigen würde. Man genießt die Geschwindigkeit, die riskanten Überholmanöver, das krampfhafte Festhalten am Vordersitz gepaart mit dem Gewummer aus den Lautsprechern und dem Schweiß, der einem in Strömen über den Körper läuft.
Katja Selig
Ein toller Bericht !!! Danke Katja!